Ich bin ich, weil ich bin was und wie ich bin. Kantig? Ja Kompliziert? Ja Aber- sicher nicht aggressiv. Ich werd halt sauer, wenn man nicht merkt, was man sagt!
 
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Alle Storys sowie Textliche Inhalte (C) TaShiRa Sternenglanz 2006 - 2013
Der Anfang (1)

TaShiRa (1) - Der Anfang

Die ersten Strahlen der Sonne erhellten gerade den Horizont.
Nichts deutete daraufhin, welch grausame Szenen sich bald schon in dem noch friedlich daliegendem Dorf ereignen sollten.

Hier und da kräuselten sich erste Rauchfahnen aus den Schornsteinen und zeugten von fleißigen Händen, die um diese frühe Stunde des Tages ihrer Arbeit nachgingen.
Das Dorf Aulwyn war bis weit über die Grenzen des Landes hinlänglich bekannt für seine handwerklich begabten Bewohner, ebenso wie für seinen Tempel und die dort ansässigen Heiler.

An jenem Tag liefen bereits vereinzelt junge Leute in langen Roben über den Dorfplatz, war doch heute der große Tag der Prüfung für die Aufnahme in die Heilerschule des Tempels.

TaShiRa lehnte an der Mauer des Bäckers Timon und verzerrte genüsslich einen Apfel. Amüsiert verfolgte sie das aufgeregte Treiben, lag ihre eigene Anwärterzeit doch nicht in allzu ferner Vergangenheit.

Obwohl sie erst 95 Jahre alt war, gehörte sie bereits der 5ten Stufe der Priesteranwärterinnen an.
Sowohl Ihre ältere Schwester Goldylocks als auch TaShiRa waren früh mit der Gabe gesegnet worden. Die Gabe des Heilens war in ihrer Familie schon immer sehr stark gewesen, weder TaShiRa noch Goldy empfanden es deshalb als etwas Besonderes.

TaShiRa blickte sich kurz um, lächelte als sie ihre Schwester mit den Jüngsten des Dorfes auf dem Markplatz rumhüpfen sah. Goldylocks war, seitdem TaShiRa denken konnte, stets ihr Vorbild gewesen. Ihre Fähigkeit allen Freundlichkeit und Fröhlichkeit entgegen zu bringen, verzauberte TaShiRa immer wieder aufs Neue.

TaShiRa und Goldylocks machte der Tempeldienst mehr als nur Freude. TaShi als Küken der Familie war sehr stolz darauf im heimatlichen Dorf einen Platz im Tempel für die Ausbildung zur Priesterin und Heilerin erhalten zu haben, war die Zahl derer, die hier die Ehre hatten ausgebildet zu werden, doch immer sehr begrenzt.

Insgeheim war auch TaShiRa sehr aufgeregt, denn wenn die Priesterin des Zirkels zustimmte, sollte TaShiRa diesen Monat ihre nächste Weihe erhalten.

Doch es sollte alles ganz anders kommen….

TaShiRa machte sich daran hinter den Anwärtern die Stufen des Tempels hinauf zu gehen, als ein plötzlicher Lärm sie erschrocken herumfahren ließ.

Auf der Lichtung brach wortwörtlich die Hölle los. Berittene und vermummte Gestalten stürmten von allen Seiten hervor, sie waren bis an die Zähne bewaffnet, was kaum darauf hindeutete, dass es sich um einen freundschaftlichen Besuch der Fremden handelte.

Von diesem Moment an ging alles rasend schnell …

Die Reiter sprengten Fackeln schwingend und brennende Pfeile abfeuernd auf ihren Pferden durch das Dorf.

TaShiRa stand zunächst wie erstarrt auf den Stufen und sah vor Entsetzen zitternd mit an, wie die Fremden begannen, die Hütten des Dorfes zu stürmen, zu plündern und in Brand zu setzen.
Die Schreie der Bewohner dringen ihr bis heute noch in die geschändete Seele, lassen sie des Nachts schweißgebadet aufwachen.

Sie schrie voller Schmerz auf, als sie sah wie die Fremden begannen, die überrumpelten Bewohner einen nach dem anderen zu foltern und zu töten. Nach Augenblicken des blanken Entsetzens erwachte sie endlich aus ihrer Erstarrung und rannte los. Beim laufen stolperte sie über einen toten Fremden. Ihre vor Angst geweiteten Augen blieben an seinem Gesicht hängen.
TaShiRa bückte sich und riss ihm das Schwert aus den kalten Händen und keuchte dabei: “Edan...Menschen...aber WARUM...?“

Ihre kindliche Gestalt vermochte die Waffe kaum zu halten, doch die Wut ließ ihre Kräfte um ein Vielfaches anwachsen.

Aus dem Augenwinkel sah sie plötzlich wie mehrere Gestalten in das elterliche Haus rannten, aus welchem sogleich laute Schreie und ein schreckliches Stöhnen zu hören waren. TaShiRa bemerkte die Tränen nicht, welche ihr über das mittlerweile rußverschmierte Gesicht liefen, als sie in die Hütte stürzte.

Ihr Blick blieb auf den am Boden liegenden Körpern und die sich darüber beugenden Gestalten haften. Sie keucht auf als sie ihre Familie niedergemetzelt dort liegen sah und hatte das Gefühl als würde ihr jemand das Herz aus der Brust reißen. Als sie sah, dass Goldylocks nicht unter den Toten war atmete sie für einen Moment erleichtert auf, stürzte sich dann mit einem Schrei der Verzweiflung und mit einer ungebändigten Wut auf die Männer, die sich noch immer an den toten Körpern ihrer Familie zu schaffen machten.

Eine vermummte Gestalt blickte auf und lachte ihr höhnisch entgegen: „Sie an…noch so ein Miststück...noch dazu eine kleine Tempelhure...Marlon...Stell sie ruhig!“
TaShiRa wirbelte herum, als sie hinter sich eine Bewegung wahrnahm, stieß gleichzeitig das Schwert nach oben.

Ein dumpfes Stöhnen sagte ihr, dass das Schwert sich den Weg in den Körper vor ihr bahnte. Der Mann schaute sie einen Moment überrascht an, dann brach sein Blick und er ging zu Boden. TaShiRa schluchzte unterdrückt auf, als sein Schmerz sie durchfuhr und seine Seele sich von seinem nun leblosen Körper löste.

Ihr blieb nicht viel Zeit sich zu beruhigen, denn mit einem wütenden Knurren stürzten die anderen Männer sich auf sie.
„Na warte, du kleines Miststück, das wirst Du bitter bereuen…!“ schrie der Anführer außer sich vor Wut und gab den beiden Männern neben sich ein Zeichen.

Die Beiden schmissen TaShiRa zu Boden, wo sie leise wimmernd liegen blieb. Der Anführer baute sich vor ihr auf und starrte sie wütend an, zischte: “Ein wunderschönes Exemplar um an ihr ein Exempel zu statuieren…dann werden die anderen wohl kapieren, wer hier das Sagen hat...“ Er blickte grinsend zu den wuchtigen Gestalten neben sich, die ihm dreckig lachend Recht gaben. Die Männer starrten lüstern auf TaShiRas kindlichen Körper und beugten sich gierig zu ihr herunter.
TaShiRa starrte mit angstgeweiteten Augen zu den Männern. Ihr Herz raste und sie ahnte was nun kommen würde.
Mit dem Mut der Verzweiflung griff sie nach dem Schwert neben sich, riss es hoch und stach zu als einer der Vermummten sich über sie beugte. Ein letztes Mal hatte sie Glück und das Schwert traf das Herz des Angreifers. Wie ein nasser Sack fiel er auf sie und blieb regungslos liegen.

Die anderen Männer brüllten auf und stürzten sich nun alle gleichzeitig auf sie. Sie kannten keine Gnade, schlugen erbarmungslos auf den kindlichen Körper ein, bis TaShiRa halb besinnungslos vor Schmerzen liegen blieb und sich nicht mehr rühren konnte.

TaShiRa nahm alles nur noch durch einen Schleier aus Tränen und Schmerzen war. Als der Anführer nach einer kurzen Frage seines Kumpanen dreckig grinsend antwortete: „Macht sie fertig…gebt’s ihr…“ bäumte sich ihr Geist voller Schmerz auf und ihr wurde bewusst was die Männer vorhatten.
TaShiRa flüsterte noch wie gelähmt: “Erendil...steh mir bei…“ Bevor die Männer sich auf sie stürzten und ihre Kleidung zerrissen.
Die Schreie des Mädchens gellten bis tief in den Wald und bis zu den Sternen, als die Männer sich erneut über sie beugten und mit ihrem widerlichen Tun begannen.

Als hätte sie sich den Zorn aller Götter und der Sterne zugezogen, schien ihr Leid kein Ende nehmen zu wollen. Die Männer warteten geduldig um sie herum stehend, bis TaShiRa fast wahnsinnig vor Schmerzen und Pein zu sich kam. Voller Unmut schüttelten sie das Mädchen und drängten sie, sie in den Tempel zu führen, um an das dort gelagerte Gold zu gelangen, in der Annahme, TaShiRa sei die Wärterin der heiligen Kammer der Sterne.
Das Mädchen wimmerte verzweifelt und verneinte dies immer wieder.

Die Männer brüllten zornig auf und zerrten sie an den Haaren bis zu den Stufen des Tempels, warfen sie dort wieder zu Boden.
Nochmals verlangten sie unwirsch Einlass in die Heiligen Kammern des Tempels, TaShiRa hob immer wieder flehend die Hände, wehrte ab: “Law...nein...bitte...ich ...ich kann nicht...“

Der Anführer verlor schließlich endgültig die Beherrschung und hielt dem Mädchen sein Schwert an die Kehle während er sie anbrüllte: „Lüg mich nicht an, du Wechselbalg der Tempelhuren...WO ist das GOLD!?“
Wiederum schüttelte TaShiRa kraftlos den Kopf. Sie sah noch das Aufblitzen, fühlte den grausamen Schmerz, als der Stahl sich in ihr Fleisch senkte, danach umhüllte ein gnädiges Nichts ihren Geist.


Stunden später

Die Hufe der Pferde klangen dumpf auf dem Waldboden, als der Wagen des Händlers Kirosch den Wald durchquerte und auf dem Hügel vor dem Dorf stehen blieb.
Kirosch verengte die Augen zu Schlitzen, schob die Kapuze ein Stück aus dem Gesicht und flüsterte zu seiner Frau: „Maria...bleib im Wagen…sie waren auch hier…“

Er richtete sich auf dem Bock auf und spähte zu der Rauchfahne, welche über dem zerstörten Dorf hing wie ein schwerer Nebel.
Maria, eine stattliche, junge Frau mit langen blonden Haaren, welche sie zu Zöpfen geflochten trug, schob den Kopf durch die Plane des Wagens, folgte entsetzt seinem Blick und murmelte: “Nicht schon wieder...hört das denn nie auf...?“
Kirosch warf ihr einen vielsagenden Blick zu, sprang behände vom Bock, griff dabei zu seinem Kampfstab.
„Ich muss nachsehen, ob es Überlebende gibt…“ Maria nickte und stieg ebenfalls vom Wagen: „Aber nicht ohne mich, mein Lieber!“ Kirosch verdrehte leicht die Augen, widersprach ihr jedoch nicht, wusste er doch zu gut, dass sie eh alles durchsetzte was sie sich in den hübschen Kopf gesetzt hatte. Und ganz unrecht war es ihm auch nicht, war sie doch stets eine fantastische Gefährtin im Kampf.

Maria schnappte sich einen Beutel mit Verbandszeug und sprang ebenfalls vom Wagen “Komm, lass uns sehen ob noch was zu retten ist...“
Die beiden eilten so schnell wie möglich den Hügel hinab. Als sie gerade die erste Hütte passierten blieben sie abrupt stehen und keuchten entsetzt auf. Die meisten der Häuser und Hütten waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Vereinzelt züngelten sich noch die todbringenden Flammen an den Trümmern empor. Überall lagen leblose und augenscheinlich geschundene Körper. Der Gestank von verbranntem Fleisch und Blut nahm den beiden schier den Atem.
Kirosch und Maria hasteten zwischen den Überresten des Dorfes hindurch und suchten nach irgendeinem Zeichen, das darauf hindeuten könnte, dass jemand dieses schreckliche Massaker überstanden hätte. Immer wieder beugten sie sich über tote Frauen, Männer und Kinder, aber nichts. Kirosch wollte gerade die Suche aufgeben, als ein leises Geräusch an sein Ohr drang.
Maria schaute sich um: “Hast Du das auch gehört?“ Ihr Mann nickte, blickte sich suchend um, hörte dann erneut das leise Wimmern.

Er fuhr herum und blickte zum Tempel. Maria fluchte leise: “Herrje...was wartest Du denn...“
Sie rannte los und das Wimmern wurde lauter je näher sie dem Tempel im Zentrum des Dorfes kam. Entsetzt schlug sie die Hände vor den Mund und ließ sich neben dem geschundenen Körper des Kindes auf die Knie sinken. Mit erstickter Stimme rief sie: “Schatz...hier...hilf mir...!“

Fassungslos starrte Maria auf den leblosen Körper des jungen Elfenmädchens
TaShiRa öffnete langsam die vor Schmerzen schwarz schimmernden Augen, starrte schwach in das menschliche Gesicht über sich. Die unglaublichen Schmerzen ließen sie nur noch ungenaue Schemen und Umrisse erkennen. Abwehrend erhob sie die zitternden Hände und wimmerte: „Macht endlich …ein...Ende...tötet…mich...bitte…“
Marias Stimme erreichte sie nur von weit her, drang leise und beruhigend zu ihrem Geist vor: „Nicht doch mein Liebchen...wir tun Dir nichts...es ist alles vorbei...“ Kirosch hastete heran, schüttelte entsetzt den Kopf als er das Schwert im Unterkörper des Kindes sah, blickte seine Frau fragend an und flüsterte: „Ich denke nicht, das sie es schafft…“ Maria funkelte ihn böse an und fauchte leise zurück: „Ja, gib Du nur gleich auf...wie immer...ich tu es nicht!!“

Mit einer geschmeidigen Handbewegung warf Maria ihre langen Zöpfe zurück, krempelte sich ihre Ärmel hoch und beugte sich über das Kind, flüsterte: „Kleines...sei noch einmal tapfer...das tut jetzt gleich sehr weh…aber dann wird alles wieder gut.“ Sie schluckte kurz, umfasste dann den Griff des Schwertes, um es mit einem Ruck aus dem zuckenden Unterleib des Kindes zu ziehen.
TaShiRa riss ihre Augen weit auf und ein gellender Schrei entwich ihrer Kehle. Ihr Körper bäumte sich verzweifelt auf und sackte dann ohne einen weiteren Laut in sich zusammen, eine tiefe Ohnmacht riss sie endlich in ein gnädiges, schwarzes Nichts…

Die beiden Menschen sahen das Kind erschüttert an, begannen es dann notdürftig zu verarzten. Kirosch hob TaShiRa behutsam hoch und sagt leise: „Wir müssen unbedingt zu Golinda…sie weiß was zu tun ist, wenn es bis dahin nicht zu spät ist.“
Mit einem letzten Blick auf das Dorf hasteten die beiden zurück zur Kutsche und betteten das Kind auf einem Stapel leerer Mehlsäcke. Maria setzte sich neben das Kind, wechselte den bereits durchgebluteten Verband aus und streichelte TaShiRa immer wieder über den Kopf.

Kirosch sprang mit einem Satz auf den Bock und trieb mit der Peitsche eilig die Pferde an, die die Kutsche sofort knarrend in Gang setzten und das Gefährt im Dunkel des Waldes verschwinden ließen.


Die Heilerin

Die Stille auf der dunklen Lichtung war fast gespenstisch. Aus dem Schornstein des kleinen windschiefen Hauses trat eine dünne Rauchfahne und mehrere Krähen saßen auf dem Dachfirst und blickten gelangweilt in den dunklen Wald. Dichte Efeuranken schlangen sich an den dicken Steinwänden des Hauses empor und es roch nach einer Unzahl von verschiedenen Kräutern, Gemüsen und anderen Gewächsen.
Kein Laut war zu vernehmen, nur der Ruf eines Käuzchens hallte durch die sternenklare Nacht. Golinda blickte von ihrer Pergamentrolle auf, als sie das Rumpeln einer Kutsche in der nächtlichen Stille vor ihrem Haus vernahm. Sie hob eine Augenbraue, scheuchte den Kater von ihrem Schoss, erhob sich aus ihrem Stuhl und trat leise murmelnd ans Fenster: „Na mein Schwarzer...wir bekommen noch Besuch um diese Zeit...wer das wohl sein mag...erwarten tun wir niemanden...“

Der Wagen des Händlers hielt knirschend vor der Hütte. Kirosch sprang vom Kutschbock, hastete um den Wagen und schob die Plane zur Seite “Schatz…wie sieht’s aus? Lebt sie noch...?“ Maria blickte ihn besorgt an und nickte: “Ja...aber sie ist sehr schwach…sie atmet immer flacher...ich bete, dass Golinda es schafft...“ Kirosch nickte streckte die Arme aus „Gib sie mir bitte...“ Maria stand vorsichtig auf, fasste der reglosen Elfe in den Nacken und unter die Beine, hob den zerbrechlich wirkenden Körper an und reichte ihn behutsam ihrem Mann, flüsterte „Bitte sei vorsichtig!“ und stieg dann ebenfalls aus dem Wagen, um ihrem Mann zur Hütte zu folgen.

Golinda öffnete ihnen, bevor sie klopfen konnten und musterte sie aus ihren unergründlich funkelnden goldenen Augen. „Was ist Euer Beg…“ ihr Blick fiel auf den leblos wirkenden Körper auf den Armen des Mannes. Bei dem Anblick des verwundeten Mädchens stockte Golinda der Atem, schnell öffnete sie die Tür und sagte hastig: „Macht schon, rein mit Euch…!“

Golinda bedeutete ihnen mit einer Armbewegung ihr zu folgen und eilte voraus in einen der hinteren Räume des Hauses.
Kirosch blickte sich nervös um, was ihm einen zornigen Blick seiner Frau einbrachte „Nun mach schon! Willst du hier Wurzeln schlagen?“ Nervös zog sie ihn mit sich hinter der Heilerin her. Je weiter sie in das haus gingen, umso intensiver wurde der Geruch nach seltsamen Kräutern der ihnen in die Nase stieg und ihnen fast den Geist betäubten. Golinda öffnet schließlich eine der vielen kleinen Türen und ging voraus in einen kleinen Raum, in dessen Mitte ein großes Bett mit weißen Laken stand: „Legt sie da auf das Bett...eile Er sich…!“

Kirosch tat wie ihm geheißen, trat dann einige Schritte zurück und zog Maria mit sich, um der Heilerin Platz zu machen.

Golinda suchte in einem der umstehenden Schränke einige Utensilien zusammen, die sie auf das Bett legte, setzte sich dann neben das Mädchen und begann ihren Körper zu untersuchen, schüttelt besorgt den Kopf, als ihr der Zustand der jungen Elfe gewahr wurde und murmelte: „Dieses arme Wesen ist ja kaum noch Herrin ihrer Seele...doch will ich sehen...was ich für sie tun kann“ Sie hob ihren Blick und schaute zu Kirosch “Was ist passiert..?“ Dieser zuckt hilflos mit den Schultern: “Herrin, wir fanden sie im Dorfe Aulwyn...es ist zerstört...sie ist die einzige Überlebende, die wir fanden.“ Golindas Kopf ruckt herum und sie sieht ihn für einen Moment scharf an. „Aulwyn?? Ihr Sterne...das…das darf nicht wahr sein...ALLE tot?“ Kirosch senkte traurig den Blick und nickte stumm. Golinda schluckte kurz und wandte sich dann an TaShiRa. „mae..so wollen wir wenigstens die letzte Priesterinnen retten...“
Mit raschen Griffen begann sie das Kind zu entkleiden, blickte jedoch zunächst barsch zu Kirosch: “Na, Respekt und Anstand hat er wohl noch…drehe er sich um!“ Maria packte ihren Mann am Kragen und drehte ihn zum Fenster, beobachtete dann weiter besorgt das Geschehen.

Golinda machte sich daran das Mädchen mit geübtem Griff weiter zu untersuchen und flüsterte: “Sie braucht erst einmal Energie...vorher kann ich gar nichts machen. Sie hat sich ja fast schon vom Körper gelöst die arme Seele...was hat man ihr nur angetan...ich hoffe sie hat den Verstand darüber nicht verloren...“
Golinda konzentrierte sich, legte ihre Hände an die Stirn und auf die Brust des Mädchens.
Ein helles Licht umspielte ihre Hände, während sie begann ihre Energie auf das Mädchen zu übertragen. Der gesamte Raum schien von einem leisen Flirren angefüllt zu sein bis Golinda urplötzlich den Strom der Energie abbrach und Kirosch und Maria mit funkelnden Augen ansah „Ich kann ihr keine Energie übertragen...Ihr Geist und ihr Körper sperren sich...Sagt...wisst Ihr, ob man sie…angefasst hat, so wie es sich nicht zutragen darf?“
Der Händler drehte vorsichtig den Kopf und fragte verwirrt: „Was meint Ihr damit Herrin“
„Mann, tu nicht so dumm...hat man sie geschändet…?“ Kirosch zuckte sichtlich zusammen angesichts der Schärfe in ihrer Stimme, antwortete eingeschüchtert: „Herrin...so wie sie dort lag...es kann durchaus sein...“ Golinda grollte leise, nickte dann: „mae...so muss ich sehen, dass ich sie mit Müh und Not zusammenflicke...welch ein Verlust...Ihr habt gut getan, sie zu mir zu bringen..“

Golinda erhob sich und eilte nochmals zum Schrank, entnahm ihm zwei kleine Phiolen, welche in ihrer Hand aufzuglitzern schienen. Sie ging zurück zum Bett und entkorkte beide Phiolen, legte erst eine, dann die andere an den Mund des Mädchens und flüsterte eindringlich: „Komm muinthel…schluck es...kämpfe, um der Sterne Willen...Nein Engel...um deiner Willen...es ist noch nicht an der Zeit zu gehen.“
Golinda strich behutsam über den Kehlkopf des Elfenmädchens und brachte sie damit zum schlucken. TaShiRa murmelte schwach etwas in ihrer Ohnmacht, schluckte dann, blieb aber weiterhin regungslos liegen.

Golinda nickte zufrieden als TaShiRa die stärkenden Tränke zu sich genommen hatte und allem Anschein nach auch bei sich behielt. „Es ist mehr Leben in ihr, als ich zu hoffen wagte…sie ist verdammt zäh...gutes Kind…eine wahre Kämpferin...so wie einst ihre Mutter...“ Sie nickte dem Händlerpaar zu, die noch immer regungslos im Raum standen.
„Ihr könnt gehen...ich werde mich ihrer annehmen…auch danach. Ich denke, sie wird jemanden brauchen...hinterher…“ Kirosch blickte die Heilerin kurz betroffen an: „ Verzeiht…aber ich kann Euch nicht bezahlen...“
Golinda lachte leise: „Lasse er nur…diese Kleine hier...hat noch mehr vor sich, als irgendeiner weiß...und je durchmachen wird...das kann und wird niemand zahlen...Sie hat es schon selbst getan...und tut es wieder.“ Der Händler rollt mit den Augen, dachte sich Immer diese orakelhaften Sprüche...immer das gleiche mit ihr...die versteht eh kaum einer.
Maria nickte ihr dankbar zu, fragte dann noch - wohl merkend, dass ihre Geduld merklich strapaziert war – „Können wir sie denn...wieder abholen?“
Golinda zwang sich ein freundliches Lächeln ab: „Lasst sie einstweilen bei mir...ich werde Euch benachrichtigen, wenn sie soweit ist.“ Maria schaute sie verblüfft an: „Herrin...wir sind fahrende Händler...ohne feste Unterkunft…“
Golinda kam nicht umhin leise zu lachen: „Als wüsste ich das nicht! Ich habe meine Mittel und Wege…und ich werde Euch schon zu erreichen wissen. Geht jetzt...ich habe diese Nacht noch genug zu tun mit ihr. Ich hoff sie schafft es...“

Maria nickte und flüsterte „Ja, das hoffe ich auch, von ganzem Herzen!“ packte Kirosch dann am Arm und zog ihn aus dem Zimmer, kurze Zeit später hörte man die Kutsche leise wieder anfahren.


Jahre später

Die Sonnenstrahlen schimmerten durch die Zweige der Bäume und schienen warm auf den kleinen Friedhof, welcher abseits des Dorfes nahe einer Blumenwiese lag.
Die junge Frau verspürte hiervon jedoch nichts. Stumm blickte sie auf die beiden Gräber, nahm Abschied von dem, was ihr blieb. Sie legte die Hand auf ihr Herz, verneigte sich tief und flüsterte heiser: „Navaer, Kirosch...Maria...hannad für Alles...ich hoffe, ihr seid nun wieder zusammen und glücklich ...Ich verdanke Euch viel ...auch wenn Ihr mir nie sagtet, was war…Nun ist es an mir, das irgendwann herauszufinden.“

TaShiRa erhob sich geschmeidig, warf die langen, schwarzen Haare zurück, blickte in den azurblauen Himmel.
Die junge Heilerin warf dann noch einen letzten Blick zurück auf die Klosterschule, welche ihr in den letzten Jahren Heimat und Ausbildungsstätte gewesen war, atmete tief ein, schulterte ihr Bündel und griff nach dem langen, handgeschnitzten Wanderstock.
Die junge Elfe seufzte leise, wendete sich ab und ging mit langen, federnden Schritten von dannen in Richtung Wald.

Als sie den Weg einige hundert Meter gegangen war hielt sie inne, als Pokhu grüssend an ihr vorbeifuhr.
Der alte Weinhändler musterte sie lächelnd: „Na Mädchen, ist es soweit...verlässt Du uns?“
TaShiRa erwiderte das Lächeln traurig, blickte den Zwerg an: „Mae…was hält mich noch. Meine Zukunft liegt nicht hier...“
„Na komm Mädchen, steig auf, ich nehme Dich ein Stück des Weges mit...allein macht die Reise eh keine Freude“ Der Zwerg deutete mit dem Kopf nach hinten „Spring auf…Pandea wartet auf eine Lieferung.“
TaShiRa schaute ihn aufmerksam an „Pandea? Wo ist das?“

Der alte Mann lachte freundlich „Mädchen, bist nie weiter rausgekommen als zu Lichtung der Klosterschule? Dann fahr mit mir…Wenns Dir nicht zusagt, kannst ja wieder mitkommen“
TaShiRa neiget dankend den Kopf, sprang mit einem Satz auf den Wagen, schaute mit ihren hellblauen Augen den Zwerg an und antwortete leicht erstaunt: “Selbstverständlich nichts..das war uns strengstens untersagt!“ Der Weinhändler lächelte vor sich hin.
Sie blickt nochmals zurück, murmelt: “Pandea also...mae...wohlan...“
Pokhu schnalzte mit der Zunge, knallt mit seiner Peitsche und brummelte: “Zuckerrübe und Eichenholz...los ihr Schneggen...bewegts Euch…“

TaShiRa grinste leicht über seine derbe, aber freundliche Art und machte es sich dann auf der Ladefläche bequem, gespannt auf das, was die Zukunft ihr wohl bringen würde.
 
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