Ich bin ich, weil ich bin was und wie ich bin. Kantig? Ja Kompliziert? Ja Aber- sicher nicht aggressiv. Ich werd halt sauer, wenn man nicht merkt, was man sagt!
 
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Alle Storys sowie Textliche Inhalte (C) TaShiRa Sternenglanz 2006 - 2013
Die Ernennung (3)

DorSha K'haVeSha (3) :~ Die Ernennung~


Manchmal, wenn man mit offenem Geist und wachen Sinnen morgens aus dem Fenster blickt, fühlt man förmlich wie schön dieser neue Tag wird. Jeder Laut der jubilierenden Vögel, jeder Sonnenstrahl, der sich in den Blättern der Bäume verfängt, scheint einem wie eine kleine Liebkosung durch die Natur.

So war es auch an jenem Morgen.

Die letzten Nachtwachen fielen just ins Bett, als die ersten glutroten Sonnenstrahlen am Horizont über die nur zögerlich weichend wollende Dunkelheit der Nacht krochen und sanft aber unbarmherzig Sterne und Mond zurückschoben, Platz machten für das neue Leben.
Kaum erwärmte sich die Luft in dem noch ruhig daliegenden Gebäude, öffnete die auf der Pritsche zusammengerollte Frau die Augen und setzte sich auf.

Leise gähnend streckte und dehnte sie ihre Muskulatur, bevor sie sich erhob. Sie warf einen kurzen Blick aus dem kleinen Fenster ihrer Wohnzelle und lächelte zufrieden, als sie im Innenhof den morgendlichen Gesang der Novizinnen vernahm.

Rasch schlüpfte sie aus dem langen Nachthemd und huschte in den an das Zimmer angrenzenden Baderaum.
Sie unterdrückte ein albernes Quieken, als sie den kalten Strahl des Wassers aus der Waschzelle auf ihrer makellosen Haut spürte und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, während sie sich vorstellte, unter einem Wasserfall zu stehen.
Nach der erfrischenden Dusche verließ sie schnell das Bad, griff nach dem Handtuch, welches Ihna, eine der neuen Novizinnen, am Abend zuvor über den Stuhl gehängt hatte, trocknete sich sorgfältig ab und schlüpfte in ihre Kleidung.

Sorgfältig und mit der ihr typischen Ruhe legte sie die in allen Farben schimmernden Schleier an und drapierte besonders jene Lagen, welche Haar und Antlitz verdeckten, sorgsam.
Kurz darauf verließ die Frau ihre Räumlichkeiten und eilte den Gang zu den Hallen des Schweigens entlang, diese alsbald betretend.

K’haVeSha war eine der wenigen im Tempel, die selbst als sie längst von den Pflichten als Novizin entbunden wurde, noch immer jeden Morgen die Zeremonien der Priester und Priesterinnen vom nachbarlichen Tempel lauschte.
Die Messen boten ihr für einige Minuten zumindest eine kleine Möglichkeit, um in sich zu gehen, aber auch um sich auf die darauf folgende Zeit in der Bucht der Schwäne einzustimmen.

Als betreuende Priesterin in einem Kampf zwischen Dunkelelfen und einem alten Lichtelfen Clan hatte sie während des letzten halben Jahres viel Leid, Not und Elend mit ansehen und auch selbst ertragen müssen. Um diese Geschehnisse zu verarbeiten hatte sie sich nun dazu verpflichtet in ihrem Tempel den neu aufgenommenen Novizinnen und Novizen einige Grundkenntnisse der pflanzlichen Betäubungsmöglichkeiten näher zu bringen.

Sie selbst griff längst auf „andere“ Möglichkeiten zurück, doch auch sie könnte in die Situation kommen, auf diese Kenntnisse zurückgreifen zu müssen.
Darum war sie innerlich froh, in der Bibliothek des Tempels ihre Studien wieder aufnehmen zu können und auch weitergeben zu dürfen.
Lautlos erhob sie sich, als die Sonne über den Dächern der Wohnhäuser der Eremiten stand und die Priester ihre morgendlichen Zeremonien beendet hatten und eilte mit dem typisch geschmeidigem Gang der Priester den Flur lautlos entlang, um sich auf den Weg zur Bucht zu machen.

Leises Gelächter, danach immer wieder anerkennende Laute, durchdrangen die ansonsten still daliegende Bucht, die ihrem Namen wirklich alle Ehre machte.
Die Schwäne boten immer wieder einen majestätischen Anblick, während diese stolzen Tiere in harmonischer Eintracht pärchenweise über den ruhig daliegenden See glitten. Nur hin und wieder durchbrach der Gesang von sich balzenden Schwänen die Stille.

K’haVeSha’s Stimme klang ruhig, während sie sachlich zwar, aber doch mit ihrem unterschwelligem Humor den um sie herum versammelten, im Gras sitzenden Novizen und Novizinnen die Pflanzen und deren Wirkungen verdeutlichte.
Nur ab und zu kamen fast zögerliche Fragen und Zwischenbemerkungen, welche sie jedoch mit einem erfreuten Nicken aufnahm und geduldig zu erklären wusste.
Die Zeit ging diesen wohl viel zu schnell um, denn K’haVeSha war ihres Zeichens eine weitbekannte und vor allem sehr beliebte Mentorin unter den Schülern, was ihr selbst nicht wirklich bewusst war.
Jeder wusste, dass sie auch über den Unterricht hinaus jederzeit bereit war, für Fragen und Sorgen zur Verfügung zu stehen.

Bedauern darum schien von den Novizen auszugehen, als K’haVeSha den Unterricht für diesen Tag als beendet erklärte.
„Ihr Lieben, probiert aus, was ich Euch heute gezeigt habe. Wenn ihr mögt, können wir das nächste Mal tief in den Wald beim Köhler vorbei gehen, denn dort auf der Lichtung sind sehr viele interessante Kräuter.“ Begeisterte Ausrufe waren deutlich die Zustimmung.

K’haVeSha schmunzelte ob der Reaktion. Den Unterricht nun offiziell beendend, neigte sie leicht das Haupt.
„Dî K’haVeSha?“ Die Angesprochene wendete ihre Aufmerksamkeit dem jungen Drow zu, welcher sich erhob und sie fragend anblickte. Er war vor einer Woche erst in den Tempel gekommen. „Ja bitte?“ Seine blauen Augen flackerten unsicher.
„Verzeiht meine Aufdringlichkeit, aber stimmt es, was erzählt wird an den Feuern?“ Unter den in allen Farben schimmernden Gesichtsschleiern zog sich fragend eine Augenbraue hoch und noch immer lächelnd fragte sie zurück: „Was erzählt man sich?“ Der junge Drow schluckte, er war sich nicht sicher, ob er mit seiner Frage nicht zu weit gehen würde.
„Man sagt, Ihr nutzt nicht nur die Sternenmagie, Dî K’haVeSha“ Angespannt hielten die anderen noch anwesenden Schüler die Luft an.
Welch Dreistigkeit. Sicher würde sie nun wütend werden.
Dem war jedoch nicht so. Ganz im Gegenteil. Schmunzelnd antwortete sie nach einer kurzen Weile, langsam dabei eine Hand hebend.
„Und mein junger Freund,was meinst Du? Hörst Du auf das Geplapper trunkener Männer am Feuer, oder bildest du dir dein eigenes Urteil?“ Der Drow kratzte sich nachdenklich hinter einem Ohr, nickte schließlich, froh darüber, nicht gemaßregelt worden zu sein: „Geschwätz wie von alten Marktfrauen und das Gerede Trunkener interessiert mich nicht, doch ist meist etwas Wahres daran“ K’haVeSha tat ein paar Schritte auf den Novizen zu, wie so meist sah sie auch ihn nicht direkt an, sondern an ihm vorbei.
„Nun, dieses Mal hast Du kein Gewäsch vernommen“ Die Schüler schauten sich untereinander stumm an, das versprach noch spannend zu werden!
Die Mentorin schloss ihre Augen halb, sprach dann noch leiser als gewöhnlich weiter:
„Die Magie hat viele Seiten. Glaubt nicht, sie öffnet sich euch. Umgekehrt. Ihr werdet lernen müssen, Euch zu öffnen. Doch dies ist ein Thema für einen geeigneteren Zeitpunkt und einen anderen Mentoren“

Mit einer nun eindeutigen Geste entließ K’haVeSha die Schüler.
Diese erhoben sich fast einheitlich von ihren sonnigen Plätzen an der Bucht und taten etwas, was die Magierin für einen Moment sprachlos werden ließ:
nacheinander führten alle, egal welchen Ranges und welcher Rasse sie entstammten, vor der Priesterin eine Geste der absoluten Ehrerbietung aus. Verwirrt verfolgte die Mentorin dieses Tun, dabei wie abwehrend eine Hand hebend. Sie konnte nicht die stumme Geste des Mannes und der anderen hinter ihr sehen, welche dem Unterricht beigewohnt hatten, ohne sich in irgendeiner Weise bemerkbar zu machen.
Gerade, als sie ansetzte, etwas zu sagen, trat zwischen dem Gebüsch hinter ihr eine kleine Prozession hervor. Nun restlos sprachlos wandte sie sich von den Schülern ab und den Priestern zu.
„Der innere Zirkel ruft Euch, Nestraden Dî K’haVeSha. Bitte folgt uns“ K’haVeSha schüttelte verwirrt den Kopf. Wieso wurde sie, als bekannte Schwarzmagierin, noch dazu eine ehemalige Kriegerin, gerade als Heilerin betitelt?
Unter dem leisen Bekundungsgemurmel der Novizen folgte sie den Priestern, noch immer der Meinung, einer Verwechslung erlegen zu sein.

~ Berufung~

Das Licht der Fackeln flackerte unruhig, als die Geheimtür aufschwang.
Innerlich nun doch etwas nervös, betrat die ehemalige Amazone hinter den drei Priestern den Raum.
Ihr Blick glitt über die mit Symbolen und Runen verzierte Wand, dann, noch einmal tief durchatmend, zog sie irgendwelche imaginären Falten ihrer Robe glatt, ging dann langsam, sofort dabei den lange einstudierten Bewegungsablauf der Priester wieder ausführend, lautlos die Reihen des großen Tempels entlang, um, den Altar passierend, rechts davon niederzuknien und dabei das Haupt zu senken.
Eine Eigenart, aus ihrer Heimat, welche ihre Mentoren in diesem Tempel ihr nie haben abgewöhnen können.
Eine Hand senkte sich langsam, blieb auf ihrer linken Schulter liegen.
Sanft tönte die Stimme ihres Mentors zu ihr: „DorSha, blick mich bitte an. Es gibt keinen Grund, den Blick zu senken.“ Die Angesprochene zuckte kaum merklich zusammen, denn noch immer war es für sie ungewohnt, so zu handeln. Dennoch, sie gehorchte der Aufforderung, obgleich sie bewusst an ihrem Mentor vorbei blickte. Er wusste jedoch, dass dies eine reine Schutzmaßnahme von ihr war, um ihn nicht versehentlich zu gefährden.

Der Hohepriester, seines Zeichens höchstes Mitglied des inneren Zirkels, hob erneut leise zu reden an, seine Stimme schwang in dem eigentümlichen Singsang des rituellen Status. K’haVeSha’s Augen weiteten sich in Erstaunen, als sie die Bedeutung der Worte im stillen übersetzte, kurz fuhr ihr sichtlich ungläubiger Blick durch die geschmückte Kapelle, erst jetzt realisierte sie, dass diese wohl für sie so hergerichtet worden war. Nun endgültig nervös werdend, fiel ihr auf, während sie weiter durch die Kapelle blickte, dass sämtliche Mentoren, Priester und Priesterinnen, sowie auch die Novizen sich schweigend hinter ihr zu sammeln begannen und der Tempel sich nach und nach zu füllen begann. Alle Anwesenden waren in den Roben und Kutten gekleidet, welche für die feierlichen Messen und Riten vorbehalten waren.
Sie schluckte kurz und gerade noch rechtzeitig konzentrierte sie sich wieder auf den Hohepriester vor sich und nickte auf seine Frage, während er sie gütig, aber dennoch mit dem Ernst und der Ruhe des Abtes wartend ansah.
Zum Zeichen der Zustimmung, dass sie wusste, was von ihr erwartet wurde, erhob sie sich von dem kalten Marmorboden und ließ den Schleier, der ihre Schultern und das Haar verdeckte, zu Boden gleiten. Leuchtendes, blondes, in leichte Locken bis zum Gesäß reichendes Haar floss sofort über die türkisfarbene Robe, kaum das der Schleier fiel.
Der Blick großer, grüngoldener Augen ruhte in größter Konzentration und Ergebenheit auf dem glühenden Becken hinter dem Hohepriester.
Nur kurz flackerte ihr Blick, als ihr bedeutet wurde, zu dem Becken zu treten und dort wieder niederzuknien, während die Anwesenden hinter ihr damit begannen, den alten heiligen Kanon der Hohepriesterinnen zu intonieren.
Hell und klar schwangen sich die Stimmen in die Höhe, klangen an den Wänden des mit Mosaiken bestückten Tempels wieder und hallten leise nach als K’haVeSha sich auf ein weiteres Zeichen hin hinkniete und die Robe dabei öffnete, so dass diese über ihre Schultern herabrutschte.
Während sie dies tat, traten die Priesterinnen hinter sie, verdeckten so die Sicht auf ihren nun entblößten Leib und das was folgte.

Noch einmal richtete Bal, ihr Mentor, seine Stimme und Frage an die kniende Priesterin: „K’haVeSha! Durch Deinen Einsatz, Deine sichtliche Liebe und Fürsorge Deinen Nächsten gegenüber, dem Bestreben, immer dem Wesen und Sein Deiner Lehren zu folgen, hat sich der innere Zirkel einstimmig entschlossen, dir bereits jetzt schon die letzte Weihe für das reinigende Feuer zu gestatten.“ Er schwieg kurz, während die Priesterinnen weiter intonierten, fuhr dann fort:
„So frage ich dich, DorSha K’haVeSha, bist Du willens, Dein Leben, Dein Sein ab jetzt und über dieses Leben hinaus bis in alle Zeit für immer dem Licht und einzig allein dem Licht zu weihen? Bist Du bereit, für jene, die deiner Kraft und Hilfe, deinem Rat und Deiner Unterstützung bedürfen, alles hinter dir zu lassen, Grenzen und Wege zu überschreiten, die anderen verschlossen sind, koste es was es wolle?“ Der Priester blickte DorSha ruhig, aber erwartungsvoll an.
Die Gefragte kniete vor ihm, noch immer durcheinander, aber nach außen hin und neigte nach einer kleinen Pause langsam das Haupt.
Auf ihre Geste und Zustimmung hin zog der Priester einen glühenden metallenen Stab und mehrere kleine weitere Stäbe aus dem Kohlebecken.
Als DorSha schließlich leise, aber mit fester Stimme die Worte des Rituals sprach, senkte sich der längliche Stab langsam auf ihren entblößten Rücken und das heilige Zeichen wurde zwischen ihren Schulterblätter eintätowiert.
Obgleich der Schmerzen blieb die Stimme der neuen Hohepriesterin gleichmäßig. Außer dem Schweißfilm, welcher sich auf ihrer Stirn zu bilden begann, war ihr nichts anzumerken.
Kurz blitzte es in ihren Augen auf, doch als würden die Anwesenden dies spüren, intonierten sie gemeinsam mit ihr am Altar, traten zu ihr und berührten sie sacht an der Schulter.

~*-*~

Der frühe Abend brach an, als die Türen des Tempels sich endlich wieder öffneten und jedem zugänglich gemacht wurden.
In einer gleichmäßigen Prozession verließen die Hohepriester, gefolgt von den Priesterinnen und Mentoren, abschließend die Novizen die heilige Stätte.
In deren Mitte, verließ eine nun gänzlich in Schleier gehüllte Priesterin ebenfalls den Tempel. Selbst die Sicht auf das Antlitz wurde zusätzlich zu der Kapuze der weißen Robe mit einem in Regenbogenfarbenen schimmernden Schleier verhüllt.

Jeder, der den Weg der Prozession gewahr wurde, beugte unweigerlich das Haupt.
Priester solch hohen Ranges sah man doch nur zu wichtigen Anlässen in der Öffentlichkeit und das war selten genug.
Die verschleierte Frau schlug jedoch nicht den Weg der Prozession ein.
Vor der Weggabelung zu den Wohnhäusern blieb die Frau stehen, als eine dunkle Sänfte, getragen von hünenhaften Echsenkriegern auf sie zuhielt.
DorSha K’haVeSha stieg ein, als ihr die Tür der Sänfte von einem der Träger aufgehalten wurde. Mit ihr stieg eine der Priesterinnen, unzweifelhaft ebenfalls aus der Reihe der Echsenwesen entstammend, ein.
Lautlos bewegte sich die von den Kriegern getragene Sänfte aus dem Tempel, dem Sonnenuntergang entgegen.
 
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