Eine merkwürdige Begegnung -Kapitel 1-
Iârtirn schlägt wild um sich,als sie sich bewegt und sowohl links, als auch rechts von ihrer Körperseite auf Widerstand stößt.
Sie schreit rauh auf,dabei die Augen weit aufreißend "Aaaaaaaargh"
Bebend und hektisch nach Luft schnappend versucht sie herauszufinden, wo sie ist.
Die junge Frau tastet,sich langsam an die unnatürliche Dunkelheit gewöhnend, langsam an dem entlang,in dem sie vermeint gefangen zu sein.
Sie runzelt die Stirn.
Nur mühsam gelingt es ihr, ihre Atmung zu kontrollieren.
Stickig ist es hier..unnatürlich warm,doch sie registriert,das es daher rührt,das ihre Körperwärme einen anscheinend kleinen Raum einnimmt und sie zusehen muß,hier heraus zu kommen.
Gleichzeitig versucht sie zu überlegen,was geschehen ist.Verdammt..
Es fällt ihr wieder ein.
Da war doch dieser komische Zigeuner auf der Lichtung..
Wie konnte sie auch nur so dumm sein.
Langsam tastet eine Hand zu ihrem Waffengurt und mit einem erleichtertem Seufzer schließt sich die Hand um den Waffenknauf des Schwertes.
Na immerhin.
Ihre Gedanken schweifen weiter zurück,während sie das Schwert zieht.
Die Bäume des Waldes bogen sich unter den niedergehenden Regengüssen an diesem Tag im Herbst.
Der Waldboden gab unter jedem Schritt,den die junge Frau tat, ein sattes Matschendes Geräusch von sich.
Längst war die helle Lederhose an den endlos langen,hohen Beinen mit einer schwarzen Lehmigen Schicht des Erdbodens bedeckt,denn dieser war von dem tagelangem Regen vollgesogen und triefte nur von Nässe.
Es hatte keinen Sinn.
Seit Wochen war sie jetzt unterwegs und hatte sich nur sehr wenige Pausen gegönnt.
Ihr Körper begann langsam, die antrainierte Disziplin zu verweigern.
Die junge Frau blieb neben einem umgestürztem Baumstamm stehen.
Hier kam der Regen nicht ganz so stark durch.
Selbst das hinsetzen war mühselig.
Leicht verzog sie das Gesicht,als sie mit einer Hand die geschwollenen Fußgelenke massierte.
Müde sah sie sich dabei um.
Dieser Wald schien ja unendlich zu sein.
Drei Tage war sie jetzt hier unterwegs,ihr Orientierungssinn sagte ihr eindeutig,dass sie bislang nicht
im Kreis gelaufen sein konnte.
Aber irgendwann mußte doch mal etwas wie eine Lichtung..eine Siedlung ..ein Dorf oder soetwas auftauchen.
Lautlos fluchte die Amazone in sich hinein.Na fantastisch.
Wenn doch wenigstens eine Köhlerhütte oder ein Förster hier auftauchen würde.Das kann doch keine absolute leere Gegend sein.
Iârtirn erstarrte mitten in der Bewegung.
Unweit von ihr huschte mitten durch die Büsche eine Gestalt, die sich nicht mal die Mühe machte sich zu verbergen oder leise zu bewegen.
Anscheinend ist es doch eine verlassene oder unbewohnte Gegend.
Die junge Frau verengte die Augen etwas,als sie die Gestalt stumm musterte.
Sehr vertrauenserweckend kam ihr der Mann ganz und gar nicht vor.
Ihre Hand fuhr wie von selbst zum Knauf des Schwertes.
Iârtirn staunt nicht schlecht,als die Gestalt unvermittelt ihre Richtung wechselt - und sie direkt anzusehen scheint.
Sich zur Ruhe ermahnend,erwiderte sie ruhig den Blick,dabei eine Hand zum Gruße hebend,wobei ihre Handfläche,zum Zeichen dafür, das sie in friedlicher Absicht unterwegs auf Reisen ist,nach aussen haltend.
Der Mann erkannte das Zeichen wie es schien ,denn er erwiderte sofort die Geste und schien etwas von seiner angespannten Haltung abzulegen.
Langsam bahnte er sich seinen Weg zu der Frau durch das Gebüsch,nicht gerade behutsam schob er Äste und Zweige von den Gewächsen fort,knickte gar hier und da einige kleine Zweige. "Hallo schöne Frau. Was treibt's Euch hier rum zu ungastlicher zeit und Wetter,hm?"eine merkwürdige Stimme hatte er ,stellte sie sofort für sich fest und merkte gleichzeitig, das Ihr Mißtrauen noch höher stieg als es eh jedem Fremden gegenüber vorherrschte.
"Mae Govannen,Seid gegrüßt mein Herr"gab sie in der allgemein ihr geläufigen Sprache zurück.
Unauffällig glitt ihr Blick über ihn,oder das, was sie erkennen konnte.
Er schien nicht wirklich ein festes Dach über dem Kopf zu haben oder aber sehr viel unterwegs zu sein und eher draussen ein Lager zu bevorzugen.
Zerlumpt sah er aus..und ungepflegt.
Unwillkürlich rutschte sie auf ihrem Baumstamm ein Stück zur Seite.
Das lange Haar des Fremden war Lang und filzig,auch sah sie Reste von Blättern, Gräsern..hier und da sogar etwas wie Knochensplitter?
Ungewollt schluckte sie.
Na großartig.
Sich nichts anmerken lassend,sah sie ,bemüht,freundlich zu wirken,zu ihm.
Ein paar irgendwie fiebrig und unruhig wirkende glühende Augen blickten dunkel unter einer dreckigen,vor Lehm und anderem Dreck erstarrten Kapuze hervor.
Der Umhang zerschlissen und löchrig,darunter konnte sie eine alte,wohl mal in einem braunen ton ursprünglich gehaltenem Lederweste erkennen.
Ein grobes,mehrfach schlecht geflicktes Leinenhemd kleidete ihn..und eine an den Knien abgeschnittene
Hose aus Stoff, die alles andere als geeignet schien, sich länger im Wald aufzuhalten.
Sie verzog kaum merklich das Gesicht,als sie die vielen Narben und Schnittwunden an den Beinen des Mannes musterte.
Er war wohl länger draussen unterwegs,als für seinen Körper gut war.
Auch die Beine starrten vor Dreck.
Sie selber fand es ja schon widerwärtig, seit der ganzen Zeit,die sie unterwegs war, erst heut gelegenheit gefunden zu haben, in einem Bach eine nicht grad ausreichende Reinigung vornehmen zu können.
Auch wenn sie eine Kriegerin war,legte sie einen sehr großen Wert auf ihr Äusseres.
Iârtirn knurrt unterdrückt auf,als sie mit dem Schwertknauf auf einen größteren Widerstand stößt.
Immer wieder stößt sie zu.
Erdklümpchen und kleine Holzsplitter rieseln ihr ins Gesicht,als sie immer wieder mit unterdrückter Wut den Knauf an die Wand ihres Gefängnisses stößt.
Wütend fast lässt sie die Gedanken weiter schweifen,dabein unermütlich weitermachend.
Grobe,mit unzähligen Schorfwunden und Narben bedeckte,dreckige Hände schoben die Kapuze langsam zurück.
Das was daraufhin sichtbar wurde,ließ sie doch erstaunt blicken.
Ein fast sanft wirkendes,ruhiges Antlitz, wettergegerbt mit kleinen,verschmitzt wirkenden Lachfältchen um die Augenwinkel herum, zeigte sich.
Braune,nun nicht mehr bedrohliche Augen musterten sie fast amüsiert wirkend.
Ein kleiner,merkwürdigerweise gepflegt wirkender Bart im Gegensatz zum restlichen Erscheinungsbild des Fremden im mit Lehmspuren bedeckten Gesicht.
Eine lange, gezackte Narbe zog sich über die hohe Stirn des etwa an die 30 Sommer alten Mannes.
Die junge Frau legte ungewollt den Kopf leicht schief,als er sie musterte,doch verharrte sie weiterhin ruhig."Ihr seht aus,als währt ihr lang unterwegs.." Sie hob leicht die Schultern "Mag sein?"kam es von ihr nur kurz zurück.
Große Kommunikation lag ihr eh nicht.
Noch weniger mit jemanden,den sie nicht kannte oder wußte mit wem sie es zu tun hat.
Der Fremde lächelte leicht, es wirkte auf sie so falsch,wie es nur von jemandem kommen konnte,der nichts Gutes im Schilde führt.
"Ihr seid hier aber"deutet dabei auf die Lichtung "schon recht weit ab von dem normalem Reiseweg.Habt Ihr Euch verirrt?"
Iârtirn runzelte leicht die Stirn.
Was ging es ihn an.
Es war doch ersichtlich,das sie hier nicht zum Vergnügen saß
Verirrt habe ich mich keinesfalls,Danke der Nachfrage.Und Ihr?"
Ein wenig Neugierig war sie nun schon und sah ihn fragend direkt an.
Ihrem blick ausweichend hob er die Schultern leicht "Wanderer gibt es viele..und auch ich bin nur hier um weiter an mein Ziel zu gelangen."
Seine undurchsichtige Mimik ließ nicht zu,zu ahnen, was er dachte oder vorhaben mochte.
Iârtirn nickte leicht.
"Nun,ich möchte an sich nicht stören,doch wäre es Euch recht, wenn ich mich für kurze Zeit bei Euch niederlasse,zugegebenerweise bin ich etwas erschöpft und das Regenwetter macht die Reise nicht angenehmer"
Die Kriegerin nickte erneut und hob dabei eine Hand einladend "Sicher..wenn Ihr mögt"
deutete dabei auf das Bündel neben sich "Ich habe noch etwas Dörrfleisch und auch Brot und Wasser bei mir"
Mit einer leichten Verbeugung dankend,ließ er sich vor ihr im nassen Moosuntergrund nieder.
Etwas überrascht ob der Einladung gab er freundlich zurück "MyLady, das ist zu gütig von Euch.Gern nehm ich das Angebot an,denn ich gebe zu,bereits seit zu langer Zeit ohne richtige Rastmöglichkeit zu sein"
Die junge Frau läßt keuchend den Schwertknauf sinken und starrt auf das nun doch große Loch,das sie in ihr enges Gefängnis hat schlagen können.
Mit etwas Beklemmung merkt sie,das sie hier scheinbar keine Luftzufuhr hat.
Verdammt!
Wo zum Henker ist sie?
Das dies ein Sarg ist,ist ihr derweil auch klar.
Sie hebt frustriert ein Bein und tritt wütend gegen eine Seitenwand.
Wiederum lösen sich von oben zahlreiche Erdklumpen und Gesteinsformationen.
Die Szene läuft weiter vor ihrem Auge ab,als sie das Schwert weglegt und beginnt,mit den Händen das Loch weiter zu erweitern.
Die Kriegerin wischt sich mit einer Hand den Schweiß von der Stirn.
Verdammt,langsam wurde die Luft hier mehr als nur knapp.Verbissen krallt sie die Hände in das jetzt doch deutlich nachgebende Holz und versucht weiterhin,das Loch zu erweitern.
Ihre Gedanken schweifen dabei zurück zu dem Geschehenem.
Wie lang mochte es wohl her sein?
wie lang schon war sie hier gefangen?
Iârtirn lächelte unverbindlich und öffnete den Proviantbeutel.
Die Augen des Mannes leuchteten tatsächlich hungrig auf,als sie ihm drei Streifen Dörrfleisch und auch Brot hinhielt.
Sie konnte nicht so schnell blinzeln,wie er kurz darauf auch schon dieses in sich hineinstopfte.
Ohne zu zögern hielt sie ihm den Beutel hin"Bitte..nehmt ruhig alles..ich denke, das ich nicht mehr lang unterwegs sein werde und kann mich dort ja stärken."
Mit einem dreckigem Ärmel den Mund von Essensresten reinigend schaute er sie verlegen an "Bitte..ich möchte nicht,das Ihr doch noch zu kurz kommt."nuschelt er mit vollem Mund.
Die Amazone lachte freundlich und schüttelte leicht den Kopf
"Sicher nicht..selbst wenn,ich denke das ich mich hier schon irgendwie versorgen kann."Zögernd griff der Fremde zu,sie dabei betroffen ansehend "Verzeiht meine Unhöflichkeit,myLady. Ich hab mich Euch noch nicht vorgestellt.Nestor mein Name. Chroll Nestor."
Etwas verlegen blickte er an sich herab "Ich bin weiß Gott derweil wirklich derzeit kein netter Anblick" Die Amazone hob erstaunt eine Augenbraue.
Steckten gar doch Seiten an ihm in dem Bündel Schmutz,die sie nicht vermutet hätte?
Donnerwetter auch.
"Leider ließ das Schicksal es nicht zu, das ich mich derzeit um mein Äußeres kümmern kann"
Leicht winkte Iârtirn ab auf diese Worte und gab höflich zurück "Ihr müßt Euch vor mir nicht rechtfertigen, myLord."
Der Mann lächelte leicht,was sein gesamtes Wesen unglaublich veränderte"Danke Euch.Doch seit versichert,mir ist es unangenehm.Es gab eine Zeit,.."Er verstummte und starrte bitter zu Boden.
Iârtirn wusste nicht so recht,ob sie jetzt etwas fragen sollte,denn irgendwie fiel es ihr schwer,ihn einzuordnen.
Irgendwie war er ein scheinbar doch recht freundlicher Zeitgenosse,aber gegen ihr Mißtrauen allen Fremden gegenüber kam sie doch nicht an.
Ein Bein an den Körper ziehend und mit den Armen umschlingend,betrachtete sie ihn aufmerksam.
"Nunja"`hob er wieder an zu erzählen,ohne jedoch vom Boden aufzublicken.
Ein trauriger,aber auch jetzt eindeutig bitterer Zug lag auf seinem Gesicht.
Sie schaute ihn genauer an.
Er mußte schon einiges erlebt haben,doch alt konnte er auch noch nicht sein.
Seine braunen Augen wirkten jedoch alt.
Ungewöhnlich sah das aus.
Sie schätzte,das er vielleicht an die 25 Sommer hinter sich haben mochte.
"Da es bereits dunkelt,mögt Ihr mir vielleicht etwas zuhören,denn man sollte hier in dieser Gegend Nachts nicht umherstreifen.Viel Gesinde hier und nicht gerade zart besaitet,auch wenn ich sehe,das ihr sehr wohl mit der Waffe umzugehen wißt."Ein leicht verschmitzter Zug legte sich um seine Lippen.
Die junge Frau kam nicht umhin,auf diese Worte leicht zu grinsen.
Wie zur Bestätigung fuhr ihre Hand wie von selbst zum Knauf des Schwertes und strich wie liebkosend kurz darüber
"Ihr irrt nicht..doch bitte.."
Seufzend sah sie zum Himmel,der nur ein wenig durch die dichten Kronen der Bäume sichtbar war.
Er hatte recht.
Es war Nacht geworden und ihr war auch heute wirklich nicht mehr danach, größere Strecken zurück zu legen.
Eilig hatte sie es an sich auch nicht.
Sie wandte ihm den Blick wieder zu
"Dann lasst uns lieber etwas Holz für ein kleines Feuer suchen.Sehr warm wird es Nachts hier nicht sein,was meint Ihr?"
Er lächelte erneut und erhob sich schwerfällig."Gern."
Er deutete auf die Lichtung "Dort wird sicher einiges an Reisig sein,ich gehe meistens dorthin,wenn ich hier bin"
Iârtirn nickte zustimmend und setzte sich in Bewegung,dennoch so gehend, das sie ihn mit einem Seitenblick beobachten konnte,für den Fall, das vielleicht doch...Himmel nochmal, schalt sie sich ,warum konnte sie nicht mal ein klein wenig damit aufhören,ihm derart zu mißtrauen.
Die beiden fanden tatsächlich an der von ihm gedeuteten Stelle genug Holz und Äste für die nacht.
Gemeinsam trugen sie es zurück zu der Lagerstätte.
Er bestand darauf, das Feuer zu entzünden.
Iârtirn machte es sich vor einem umgestürztem Baumstamm gemütlich und lehnte sich leicht an diesen.
Eine zeitlang blickten beide schweigend ins leise prasselnde Feuer.
Die Wärme tat wirklich gut.
Die Kriegerin hustet auf,als eine ganze latte des Sarges sich löst und sofort Erdreich auf sie einrieselt.
Jetzt bekam sie doch irgendwie mehr als nur Angst.
Die Enge,der Geruch von Moder und Verwesung liessen sie langsam unkontrolliert handeln.
Hektisch begann sie,weiter das Erdreich wegzuschaufeln.
Es lag verdächtig locker,so konnte sie jetzt nur hoffen, das sich derjenige,der ihr diesen Aufenthalt hier beschert hatte, nicht die Mühe gemacht hatte,den Sarg zu tief zu vergraben.
Hölle, sie wollte nicht sterben..am wenigsten SO.
Das war wie eine Strafe.
Lebendig begraben.
Nein.
Niemals..sie wollte wenn,aufrecht stehend,im Kampf sterben.
Aber nicht hilflos rumliegend.
Hustend und fluchend machte sie weiter.